Um welche Frage geht es hier eigentlich?

Ich liebe Denksitzungen. Unter den Bedingungen des Thinking Environment denken, die Gedanken aussprechen, still werden, auf Forschungsreise gehen, Zusammenhänge erkennen, hindernde Annahmen aufspüren, Gefühlen Raum geben - das hat mich schon viele Male mit einem Thema oder einer Frage entscheidend vorangebracht.

Dabei spielen Fragen eine wichtige Rolle. Hier meine ich allerdings nicht die, die vom Gegenüber gestellt werden, wie das z. B. in vielen Formen des Coachings üblich ist. Sondern die, die mein eigener Geist aufspürt. Nancy Kline sagt dazu: „In jedem Thema lebt eine Frage. Es ist diese Frage, die wir bedenken sollten, wenn wir über das Thema nachdenken. Der Geist arbeitet am besten, wenn eine Frage im Raum steht – unsere Gedanken werden sofort angeregt. Nur der/die Denkende kann die Frage herausfinden, die in ihrem/seinem Thema wohnt.“

Ich liebe Denksitzungen, und ich liebe den Moment, in dem sich mein Geist nach einer gewissen Zeit des freien Denkens – wie von allein – fragt: Und jetzt? Um welche Frage geht es hier eigentlich? Und dann taucht diese Frage auf einmal auf, oft zu meiner eigenen Überraschung. Und generiert frisches Denken, das zu neuen Erkenntnissen führt.

Da kann es also sein, dass ich – wie vor einiger Zeit geschehen – in einer Denksitzung an den Start gehe mit „Ich habe diese Woche ungewöhnlich viel freie Zeit im Kalender – wie will ich sie gestalten?“ - und mit einem Mal die viel größere Frage da ist: „Wie will ich leben?“ Daraufhin springt mein Denken in großen Sätzen weiter und landet bei der noch schöneren Frage: „Wenn ich wüsste, dass es darum geht, so viel Freude wie möglich zu empfinden (auch in schwierigen Situationen) – wie würde ich dann leben?“ Diese Frage setzt eine Menge guter Energie und Gedanken frei, ich schreibe sie mir auf und beende glücklich die Sitzung.

„Wenn ich wüsste, dass … wie würde ich dann …?“ - im Thinking Environment nennen wir diese Art von Fragen übrigens Incisive Questions. Sie haben oft eine verblüffende Wirkung. Aber davon handelt irgendwann ein weiterer Blog.